Ein Balanceakt zwischen Klimaschutz und ökonomischer Stabilität
An und für sich ist das EU Emissions Trading System nichts Neues – wurde das EU-Emissionshandelssystem doch bereits im Mai 2005 eingeführt. Neu ist da eher die Ausweitung des EU-ETS auf den Seeverkehr, in welchem lange Zeit eher lockere Emissionsvorschriften galten. Für die Europäische Union gilt die internationale Seeschifffahrt mit einem Anteil von etwa 2,6 Prozent an den weltweiten CO2-Emissionen als einer von vielen Schlüsselfaktoren zur Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens: Um die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu senken, sollen unter anderem Schiffe bis 2050 80 Prozent weniger CO2 ausstoßen.
Die maritime Industrie steht also vor der doppelten Herausforderung, ihre Kohlenstoffdioxid-Emissionen zu reduzieren, während sie zugleich den immer weiter expandierenden Welthandel bedient. Sie wird ihre Wettbewerbsfähigkeit in einer zunehmend nachhaltigkeitsorientierten Weltwirtschaft neu bewerten und stärken müssen. Sicher ist: Das EU ETS stellt den regulatorischen Rahmen dar, doch der Schlüssel zum Erfolg dürfte in der Innovationskraft und Flexibilität des Schifffahrtsektors selbst liegen.
Dessen Reaktion auf diesen regulatorischen Aufruf wird daher nicht nur den ökologischen Fußabdruck formen, sondern auch seine Rolle in der zukünftigen globalen Wirtschaft definieren. Die Integration in das ETS zwingt Reedereien und andere maritime Akteure, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken und Strategien zu entwickeln, die sowohl ökologische als auch ökonomische Nachhaltigkeit gewährleisten. Besonders gefragt sind nun Innovationen in den Bereichen Emissionsreduktion, Energieeffizienz und alternative Antriebstechnologien.
Hintergrund: EU ETS und IMO – Klimaschutz regional und global koordiniert
An und für sich ist das EU Emissions Trading System nichts Neues – wurde das EU-Emissionshandelssystem doch bereits im Mai 2005 eingeführt. Neu ist da eher die Ausweitung des EU-ETS auf den Seeverkehr, in welchem lange Zeit eher lockere Emissionsvorschriften galten. Für die Europäische Union gilt die internationale Seeschifffahrt mit einem Anteil von etwa 2,6 Prozent an den weltweiten CO2-Emissionen als einer von vielen Schlüsselfaktoren zur Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens: Um die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu senken, sollen unter anderem Schiffe bis 2050 80 Prozent weniger CO2 ausstoßen.
Die maritime Industrie steht also vor der doppelten Herausforderung, ihre Kohlenstoffdioxid-Emissionen zu reduzieren, während sie zugleich den immer weiter expandierenden Welthandel bedient. Sie wird ihre Wettbewerbsfähigkeit in einer zunehmend nachhaltigkeitsorientierten Weltwirtschaft neu bewerten und stärken müssen. Sicher ist: Das EU ETS stellt den regulatorischen Rahmen dar, doch der Schlüssel zum Erfolg dürfte in der Innovationskraft und Flexibilität des Schifffahrtsektors selbst liegen.
Dessen Reaktion auf diesen regulatorischen Aufruf wird daher nicht nur den ökologischen Fußabdruck formen, sondern auch seine Rolle in der zukünftigen globalen Wirtschaft definieren. Die Integration in das ETS zwingt Reedereien und andere maritime Akteure, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken und Strategien zu entwickeln, die sowohl ökologische als auch ökonomische Nachhaltigkeit gewährleisten. Besonders gefragt sind nun Innovationen in den Bereichen Emissionsreduktion, Energieeffizienz und alternative Antriebstechnologien.
Das EU ETS in der Seeschifffahrt ab 2024: Eine neue Ära in der Rechenschaftspflicht
Seit 2023 stehen die Reedereien in einer verstärkten Verantwortung: Sie sind verpflichtet, spezifische Monitoring-Pläne für jedes ihrer Schiffe zu entwickeln und anzuwenden. Diese Pläne bilden das Rückgrat für eine akkurate und systematische Überwachung der CO2-Emissionen, wodurch eine neue Norm in der Seeschifffahrtsbranche etabliert wird.
Mit dem Eintritt in das Jahr 2024 tritt die maritime Industrie in eine entscheidende Phase der Emissionsüberwachung ein. Während dieses Zeitraums ist es notwendig, emissionsbezogene Daten von Schiffen zu erfassen und diese in speziellen Emissionsberichten pro Schiff zu konsolidieren. Reedereien werden verstärkt in robuste Datenerfassungs- und Berichtssysteme investieren müssen, um Compliance sicherzustellen und gleichzeitig effiziente Operationen aufrechtzuerhalten.
Eine bedeutende Neuerung ab 2024 ist die Anforderung, dass 100 Prozent der Emissionen von Reisen innerhalb der EU-Gewässer und 50 Prozent der Emissionen von Reisen zwischen EU- und Nicht-EU-Häfen durch Emissionsberechtigungen abgedeckt sein müssen. Diese Regelung wird schrittweise umgesetzt, beginnend mit 40 Prozent der CO2-Emissionen im Jahr 2024, steigend auf 70 Prozent im Jahr 2025 und schließlich 100 Prozent im Jahr 2026. Alle Schiffe ab 5.000 Bruttoregistertonnen sind davon betroffen.
Einnahmen als Investitionen in emissionsarme Antriebstechnologien
In Deutschland übernimmt die Deutsche Emissionshandelsstelle im Umweltbundesamt die Rolle der Überwachungsbehörde. Die Berechnung der Emissionen basiert auf dem Bunkerverbrauch, wobei jede Tonne Treibstoff mit drei Tonnen CO2 verrechnet wird. Expertenschätzungen zufolge könnte das EU-Emissionshandelsvolumen durch die maritime Industrie um etwa 85 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr anwachsen, was einen Anstieg um nahezu 7% bedeutet.
Für die Anmeldung und Einreichung der Emissionsberechtigungen sind die Schiffseigner oder ihre Bereederungsfirmen verantwortlich, während die Charterer oder kommerziellen Betreiber die anfallenden Kosten tragen. Eine Besonderheit ist der von der EU vorgesehene Kostenerstattungsanspruch des Reeders gegenüber dem Charterer.
Ein erheblicher Teil der Erlöse aus dem Emissionshandel – geschätzt zwischen 1,6 und 1,8 Milliarden Euro, was immerhin gut einem Viertel der Gesamtsumme aus 20 Millionen Tonnen CO2 entspricht – wird in einen EU Innovation Fund fließen. Dieser ist speziell für die Förderung emissionsarmer Antriebstechnologien in der Seeschifffahrt vorgesehen.
Die umfassende Einbeziehung der Schifffahrtsbranche in das EU ETS ab 2024 stellt zwar eine Herausforderung in Bezug auf Überwachung und Compliance dar, bietet jedoch gleichzeitig eine einzigartige Gelegenheit für die Branche, eine Vorreiterrolle in der ökologischen Transformation zu übernehmen und einen aktiven Beitrag zur Reduzierung globaler Treibhausgasemissionen zu leisten.
Die finanziellen Auswirkungen EU ETS
Rate Surcharges gibt in der Gebührenlandschaft der Seefracht in Hülle und Fülle. Nun reiht sich mit dem EU ETS eine weitere finanzielle Belastung in diese Riege. Bereits im dritten Quartal 2022 erreichten uns erste Rundschreiben verschiedener Reedereien mit Hinweisen zu den bevorstehenden Änderungen. Seinerzeit rechnete man noch damit, dass der Emissionshandel bereits 2023 in Kraft treten würde. Doch auch mit dem nun späteren Start in 2024 kann sich der Seetransport-Sektor auf signifikante Kostensteigerungen gefasst machen – das spiegelt sich zumindest in den Veröffentlichungen von den Schwergewichten der Branche wie Maersk und MSC wider.
Maersk beziffert die Kosten für Verschmutzungsrechte auf 170 Euro pro FEU (Forty-Foot Equivalent Unit) in die eine Richtung und 99 Euro pro FEU in umgekehrter Richtung. Geht es um den Transport von europäischen Nordrange-Häfen an die US-Ostküste, gibt das Unternehmen sogar 184 Euro pro FEU an. Handelt es dabei um Reefer-Transporte, sorgt der höhere Energiebedarf zur Kühlung des Transportguts auch für mehr CO2-Emissionen – und damit für höhere Kosten. Maersk beziffert diese mit 276 Euro pro FEU für Dienste von Nordeuropa zur Ostküste der USA.
Der weltgrößte Carrier MSC berechnet auf der Transatlantik-Route 83 Euro pro Standardcontainer (TEU) und 248 Euro pro Reefer-Container. Derweil fallen die Gebühren auf Kurzstrecken innerhalb Europas recht hoch aus, da die Stecken zumeist vollständig unter den Emissionshandel fallen und gemeinhin kleinere Containerschiffe als auf der Transatlantik-Route genutzt werden. Das sorgt beispielsweise auf der Strecke von Nordeuropa ins östliche Mittelmeer für doppelt so hohe Kosten: MSC veranschlagt hierfür 167 Euro pro TEU und 500 Euro pro Reefer-Container.
Maersk und MSC haben bei ihren Berechnungen einen Preis von 90 Euro pro Tonne CO2 für Emissionszertifikate angenommen. Schätzungen von Analysten zufolge, die in einer Umfrage der Agentur Reuters im November 2022 erhoben wurden, sollte eher von Preisen über 90 Euro pro Tonne CO2 ausgegangen werden.
Ein maßgeblicher Einfluss auf die Gesamtkostenstruktur
Frachtraten wie diese sind zwar alles andere als kostengünstig, doch in der Höhe längst kein Sonderfall. Vermutlich hätte ein solches Preisniveau Anfang des Jahres 2022 – hier herrschten noch extreme Engpässe in der Lieferkette, da Frachtraum- wie auch Containerkapazitäten knapp waren – kaum für Verwunderung gesorgt. Seinerzeit ging es vor allem darum, angesichts der Umstände überhaupt Waren per Seefracht transportieren zu können.
Mittlerweile hat sich das Bild jedoch grundlegend gewandelt, insbesondere im Handel von Asien nach Europa – die Problematik von Containerknappheit und fehlendem Laderaum hat sich entspannt. Die Spotmarktraten für Far East/Europe sind von damaligen Spitzenwerten um 10.000 US-Dollar pro FEU deutlich gesunken – auch, wenn die Angriffe der Huthi-Rebellen auf den Schiffsverkehr im Roten Meer die Preise weltweit aktuell wieder stark anziehen lassen: Stand Januar 2024 liegt der Shanghai Containerized Freight Index (SCFI) im Vergleich zu Februar 2023 um über 80 Prozent höher. In diesem Kontext der Marktpreise für Fracht werden die Kosten für die EU-Emissionsrechte zweifellos einen spürbaren und nachhaltigen Einfluss auf die Gesamtkostenstruktur haben.
Vieles deutet darauf hin, dass die sorgfältige Auswahl des Reeders und der entsprechenden Services einen gewissen Spielraum bieten, die Kostensteigerungen zu beeinflussen – vorausgesetzt, diese setzen verstärkt auf emissionsarme Antriebe: Ein innovatives Ultra-Large Container Ship (ULCS) mit einer Kapazität von 19.000 TEU, ausgestattet mit modernsten Technologien zur Emissionsreduktion sowie mit LNG-Antrieb bietet beispielsweise im Vergleich zu klassischen Post-Panamax-Frachtern mit 8.000 TEU Kapazität, die mit konventionellen Treibstoffen betrieben werden, erhebliche Effizienzvorteile. Hier liegen die Potenziale für niedrigere Kosten für Verschmutzungsrechte.
Das EU ETS veranlasst somit sowohl Reedereien als auch deren Kunden, operative Anpassungen vorzunehmen, die gezwungenermaßen finanzielle Aspekte berühren, allerdings auch darüber hinausgehen. So werden Anpassungen hinsichtlich strategischer Entscheidungen zur Flottenzusammensetzung, Routenplanung und Investitionen in grüne Technologien notwendig sein, um die Vorgaben des EU ETS zu erfüllen und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Fazit: Zukunftsstrategien mit Kundeninteressen in Einklang bringen
Mit der Einführung des EU Emissions Trading Systems (ETS) und den wachsenden Fokus auf CO2-Reduktion, richtet sich der Blick einer modernen Seefracht-Spedition umso mehr auf die Bedürfnisse und Erwartungen ihrer Kunden. Unser Ansatz ist es, sowohl auf die neuen Herausforderungen zu reagieren, als auch aktiv Wege zu gestalten, um unseren Kunden optimale Lösungen anzubieten.
Das EU ETS bringt deutliche Veränderungen für die Logistikbranche mit sich, und wir verstehen, dass diese Entwicklungen auch bei unseren Kunden viele Fragen aufwerfen können. Daher lautet unsere Priorität, Sie transparent über die Auswirkungen dieser neuen Vorschriften zu informieren und die bestmöglichen Entscheidungshilfen und Optionen für Sie bereitzustellen, um den gestiegenen Anforderungen an Nachhaltigkeit und Effizienz gerecht zu werden.
Dazu gehört, in Zusammenarbeit mit unseren Reederei- und Servicepartnern, die effizientesten und umweltfreundlichsten Transportlösungen zu identifizieren. Zugleich stehen wir unseren Kunden beratend zur Seite, um gemeinsam Transportstrategien zu entwickeln, die einerseits wirtschaftlich, andererseits ökologisch nachhaltig sind. Wir erkennen, dass die kommenden Jahre eine Zeit des Übergangs und der Anpassung sein werden. Als Ihre Seefracht-Spedition setzen wir uns dafür ein, diesen Übergang so flexibel und vorteilhaft wie möglich zu gestalten.